CDU Kernen im Remstal

vom 30.07.2010

Eine 12:10-Mehrheit des Gemeinderats zieht den ortsfernen Standort der Tulpenstraße vor

Über Mangel an Zeugen der Discounterentscheidung im Feuerwehrgerätehaus konnte sich der Gemeinderat am Donnerstag nicht beklagen: Etwa 150 Menschen verfolgten die vor einigen Monaten noch brandheiß umstrittene Abstimmung, die eigens im Feuerwehrgerätehaus einen Stock tiefer in die Fahrzeughalle verlegt worden war. Die Feuerwehrspritzen, die sonst dort auf ihren Einsatz warten, wurden nicht zur Abkühlung der Gemüter benötigt: Ruhig und sachlich trat der Gemeinderat den einstigen kommunalpolitischen Brandherd aus.

Das Ergebnis folgte den Erwartungen: Der Bürgermeister, die UFW und die SPD stimmten geschlossen für die Spitzäcker, die CDU- und OGL-Fraktion gaben zu Protokoll, dass sie den ortsnäheren Standort Tulpenstraße trotz des erwarteten Autoverkehrs an der Kreuzung mit der Karlstraße bevorzugen. Ohne Einfluss auf das Ergebnis blieb das Fehlen von OGL-Rätin Bettina Futschik.

Mit dem Beschluss hat die Gemeindeverwaltung den Auftrag erhalten, einen Bebauungsplan aufzustellen und die Grundstücke in den Spitzäckern zu kaufen. Der Discounter wird sich im Zuge der weiteren Planung zwar noch einigen Abstimmungen im höchsten Gremium stellen müssen, doch die entscheidende Hürde hat er genommen. Gleichzeitig hat der Gemeinderat ausdrücklich beschlossen, nicht auch noch einen Lebensmittel-Vollsortimenter in die Spitzäcker zu holen. Dies gilt „mittel- bis langfristig“.

Um Handwerk, Handel und Dienstleistungen in den Ortsmitten von Rommelshausen und Stetten zu stärken, wird nach einem mit breiter Mehrheit gefällten Beschluss ein umfassendes und ganzheitliches Marketingkonzept ausgearbeitet, das bis zu 100 000 Euro laut früheren Zahlen kosten soll. „Wir von der UFW haben eine Vision und sehen die einmalige Chance, diese in den nächsten drei Jahren zu verwirklichen. Ziel ist es die Ortskerne zu beleben und die Kundenfrequenz zu erhöhen. Dabei ist der Discounter ein wichtiger Baustein, genauso wie die Zusage, in den Spitzäckern keine weiteren Geschäfte anzusiedeln“, sagte der UFW-Fraktionsvorsitzende Hans Dietzel.

„Viele unserer Mitbürger gehen im Discounter einkaufen und sind deshalb bisher gezwungen nach Waiblingen, Weinstadt oder Fellbach zu fahren. Sind sie erst einmal in eine unserer Nachbarstädte in den Discounter gefahren, werden auch die übrigen Einkäufe dort erledigt. Unsere Aufgabe ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass in der Gemeinde ein ausreichendes Angebot vorhanden ist,“ sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Kirgis. Den Standort Tulpenstraße lehnt Kirgis ab: „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass nur der Standort Spitzäcker den verkehrstechnischen Anforderungen entspricht.“

Dass sich das Angebot wirklich verbessert, das bezweifelte Andreas Wersch, der CDU-Fraktionsvorsitzende: „Wir können nicht in die Zukunft sehen, aber eines befürchten wir: Ein Discounter am Standort Spitzäcker wird für den innerörtlichen Einzelhandel in Rommelshausen und auch im Ortsteil Stetten mehr Nachteile als Vorteile haben. Das haben uns zahlreiche Gutachten immer wieder bestätigt.“ Die CDU glaubt, das sich die Verkehrsprobleme an der Tulpenstraße lösen ließen, und Wersch sagt: „Weshalb denkt man nicht über die von Edeka selbst favorisierte Lösung nach: ein neuer und wirklich zeitgemäßer Vollsortimenter in der Tulpenstraße. In den bestehenden Edeka-Markt könnte dann ein Discounter einziehen.“

Mit der OGL ist Wersch sich einig: Walter Rall sagte namens dieser Fraktion: „Die Grundversorgung der Bürger ist gesichert. Wir sehen in der Ansiedlung eines weiteren Discounters auf den Spitzäckern eine Gefährdung der Ladenstruktur für ganz Kernen, und der Verdrängungswettbewerb wird zunehmen.“

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 30.07.2010 / Text: Hans-Dieter Wolz