Mrz 25 2010

Tür an Tür mit behinderten Kindern

Veröffentlicht von um 23:28 unter Pressespiegel

vom 25.03.2010

Stetten. Das alte Schulhaus wird überraschend vor der Renovierung noch umgeplant. Die Diakonie Stetten und die Gemeinde Kernen richten gemeinsam einen integrativen Kindergarten ein. Die Verwaltung geht von einer Bauzeit von 12 bis 15 Monaten aus.

Nicht nur die Beobachter, auch die Gemeinderäte waren überrascht, als der Beigeordnete Horst Schaal in der Sitzung am Dienstag neue Pläne für den Umbau der alten Schule zum Kinderhaus präsentierte. Dass die Gemeinde dort künftig in Zusammenarbeit mit der Diakonie Stetten behinderte und nicht behinderte Kinder in einer so genannten integrativen Gruppe betreuen will, geht auf eine Anregung aus dem Gemeinderat, aus der SPD, zurück und wird befürwortet.

Die integrative Gruppe wird auf einstimmigen Beschluss der Bürgervertreter vom Dienstag im Erdgeschoss eingerichtet: Sechs behinderte Kinder werden Tür an Tür mit einer üblichen Kindergartengruppe betreut. Dass Bürgermeister Stefan Altenberger die Bürgervertreter aber nahezu vor vollendete Tatsachen stellte und die umgearbeiteten Pläne auch gleich am selben Abend, nachdem er sie erstmals präsentiert hatte, aus Zeitnot beschließen ließ, ging einigen Rednern gegen den Strich: „Der politische Entscheidungsprozess gefällt mir nicht. Da brauche ich nicht mehr in den Gemeinderat reinzusitzen und kann das Ergebnis in der Zeitung lesen“, sagte der UFW-Fraktionsvorsitzende Hans Dietzel, der einer grundsätzlichen Gegnerschaft gegenüber Bürgermeister Altenberger gewiss nicht verdächtig ist. „Wir haben heute keine Möglichkeiten mehr, Alternativen zu erwägen. Das ist nicht gut.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch erinnerte daran, dass auch schon mal an den Kindergarten Dinkelstraße gedacht worden war, um eine integrative Gruppe einzurichten: „Vielleicht wäre das kostengünstiger gewesen.“ UFW-Gemeinderat Dieter Binder kritisierte: „Wir haben doch eine Baukommission. Die hat noch nicht getagt. Wozu haben wir dann die?“

Auch in der Dinkelstraße würde die gemeinsame Betreuung behinderter und nichtbehinderter Kinder allerdings erst nach teuren Investitionen möglich werden: Dieser Kindergarten geht über zwei Ebenen. „Wir bräuchten einen Fahrstuhl“, sagte die Sachgebietsleiterin Soziales der Gemeindeverwaltung, Eva-Irene Krämer. Mehrkosten verschlingt die integrative Gruppe auch im alten Schulhaus, dessen Umbau zum vier- bis fünfgruppigen Kinderhaus bisher auf 1,15 Millionen Euro abgemagert worden war, jetzt aber wegen des nun nötigen Vollausbaus auf fünf Gruppen um 150 000 Euro teurer wird. Dennoch werden nicht alle Wünsche erfüllt: „Der Kindergarten muss Abstriche machen“, sagte Eva-Irene Krämer.

Der von Bürgermeister Altenberger angeführte Zeitdruck entstand, weil die Eltern der Kinder in den drei bestehenden Kindergartengruppen schon zum Herbst auf einen Umzug in die neuen Räume im alten Schulhaus gehofft hatten, die umgearbeiteten Pläne aber erst wenige Tage vor der Sitzung vorlagen. „Die Umplanung war nötig aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses“, erinnerte Altenberger. Tatsächlich glaubt der Bauamtsleiter Horst Schaal schon jetzt nicht mehr an einen Start der Kinderbetreuung in der alten Schule im Herbst: „Es ist eine Bauzeit von 12 bis 15 Monaten angesagt.“ Die provisorische Unterbringung eines Teils der Gruppen mit einem Mangel an Nebenräumen, wie sie Andreas Wersch beklagte, wird also noch einige Zeit weitergehen.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 25.03.2010 / Text: Hans-Dieter Wolz

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