Feb 14 2010

Mäh, wir sind landesweit einmalig

Veröffentlicht von um 00:00 unter Pressespiegel

vom 12.02.2010

In der Stettener Kammerforstheide soll die erste Flurbereinigung starten, die Streuobstwiesen als Kulturlandschaft sichert

Sollte die Flurbereinigung der Stettener Kammerforstheide für eine nachhaltige Beweidung und Sicherung der acht Hektar Streuobstwiesen Erfolg haben, wäre das landesweit einmalig. Corinna Luft vom Landratsamt lobte im Kernener Gemeinderat das Vorhaben: „Ende 2013 wäre das Pilotprojekt durchgezogen. Sie würden in die Geschichte Baden-Württembergs eingehen.“  

Bis zum Start des Flurbereinigungsverfahrens über den Stettener Weinbergen sind noch ein paar Hürden zu nehmen: Einzelgespräche mit den Eigentümern der Streuobstparzellen stehen im April an. In ihnen müssen definitiv die Zuteilungswünsche formuliert und auch die Frage geklärt werden, wer sein Wiesle an die Gemeinde abtreten will. Laut Corinna Luft, Flurbereinigungsingenieurin im Landratsamt, die das Verfahren leitet und den aktuellen Stand im Kernener Gemeinderat vortrug, hatten sich bei einer Infoveranstaltung im November 15 Eigentümer bereiterklärt, zu verkaufen. Die Kommune besitzt auf der acht Hektar großen Fläche mit 124 Flurstücken bisher so gut wie nichts. 2011 soll das Flurbereinigungsverfahren dort losgehen.

Im Extremfall Grundstücke an den Rand verlegen

Das Ziel: Durch verbesserte Grundstückszuschnitte, Flächentausch und Zusammenlegung eine mit einem Beweidungszaun umschlossene Grünfläche schaffen, die durch Schafbeweidung die Streuobstwiesen der Kammerforstheide als Kulturlandschaft nachhaltig schützt. Es habe bereits Vorgespräche mit interessierten Schäfern gegeben, so Corinna Luft. Je größer das zusammenhängende Gelände, umso attraktiver für die Beweidung. Die Hauptaufgabe sei nun, möglichst viele Stücklesbesitzer in dem Landschaftsschutzgebiet dafür zu gewinnen, ihre Zäune zu schleifen. „Wir sind darauf angewiesen, dass alle mitziehen“, sagt die leitende Flurbereinigungsingenieurin Corinna Luft. „Im Extremfall müssten wir Grundstücke, die nicht dabei sind, nach außen setzen oder aber ganz herausnehmen.“ Denn denkbar sei, dass Eigentümer, die auf ihrem umzäunten Gelände Zierpflanzen halten, keine Schafe wollen.

Die von OGL-Gemeinderätin Ulrike Ebeling-Silber im Gremium gestellte Frage, ob die umzäunte Weidefläche der Öffentlichkeit zugänglich bleibe, ist mit einem Ja zu beantworten. Ein Weg solle angelegt, so Corinna Luft. Der Zaun, der das Gelände umfasst, werde Tore haben, die man mit Spannfedern öffnet und schließt.

Jochen Alber will auch die Eigentümer mit zur Kasse bitten

Geschätzte 230 000 Euro Gesamtkosten würden für das Flurbereinigungsverfahren anfallen. Die Landeszuschüsse für die Neuordnung der acht Hektar großen Fläche und die dortige Landschaftspflege abgezogen, schätzt das Landratsamt Rems Murr den Finanzierungsbedarf für Kernen auf grob 40 000 bis 90 000 Euro. Der Grundstückserwerb ist in dieser laut Corinna Luft „nicht verbindlichen“ Kostenspanne freilich noch nicht enthalten.

„Bei aller Sympathie für das Pilotprojekt“ will CDU-Gemeinderat Jochen Alber diesen Aufwand auch auf die Schultern der Grundstückseigner mit umlegen. Schließlich komme die Umlegung auch ihnen zugute. „Eigentum verpflichtet“, sagt der Rechtsanwalt. Corinna Luft hielte eine Belastung der Privaten indes für kontraproduktiv. Grundsätzlich trügen sie zwar 20 bis 30 Prozent einer Flurbereinigung mit, weil etwa mit dem Wegebau ein wirtschaftlicher Gewinn für sie herausspringe. Im Stettener Fall gehe es aber nur um die „Erleichterung der Grünlandpflege. „Bei 900 Quadratmetern Fläche müsste ein Privater 400 Euro Flurbereinigungskosten zahlen. Bei einem Durchschnittspreis von einem Euro je Quadratmeter ist das Flurstück aber nur 900 Euro wert. Das würde die Bereitschaft, mitzumachen, mindern.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 12.02.2010 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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