Dez 03 2009

Muss Bayer für neuen Wald zahlen?

Veröffentlicht von um 18:26 unter Pressespiegel

Fellbacher-Zeitungvom 03.12.2009

Die Rekultivierung der für den Sandabbau genutzten Flächen kostet pro Hektar 10 000 Euro.

Wald hat nicht nur Erholungswert für die Bürger, sondern ist ein wichtiger Rohstofflieferant und Wirtschaftsfaktor. Die Firma Bayer baut seit 42 Jahren im Kernener Wald Sand ab. Mit einem Satz hat Förster Stefan Baranek bei diesem auf den ersten Blick harmlosen Thema Unruhe in den Gemeinderat gebracht. Bei der Verlängerung der befristeten Umwandlung von Waldflächen zum Abbau von Sand für die Firma Bayer hat er für manchen Gemeinderat Neues kundgetan. Der Förster regte nämlich an, die Gemeinde solle doch künftig festschreiben, dass die Firma die Wiederaufforstung mitbezahlt. „Bislang bleiben diese Kosten voll bei der Gemeinde hängen, weil in den Verträgen nichts drinsteht“, sagte Stefan Baranek.

Es ist gar nicht so leicht, die von der Firma genutzten Flächen aufzuforsten, weil dort von allein nur Gras wächst. Bäume müssen gepflanzt werden. Daher sei es angebracht, dass sich Bayer an den Kosten beteiligt, sagte Förster Baranek. „Wir bezahlen für einen Hektar, den wir neu mit Bäumen ausstatten müssen, rund 10 000 Euro für Material und Arbeitszeit.“ Und die Flächen müssten möglichst schnell bestockt werden, weil sonst die Mäuse überhand nehmen.

Eigentlich hat der Gemeinde die Erlaubnis früher durchgewunken. Die Verlängerung der befristeten Umwandlung von Waldflächen gemäß dem Landeswaldgesetz zum weiteren Sandabbau durch die Firma Bayer Baustoffwerke schien ein problemloses Feld zu sein. Schließlich datiert der Pachtvertrag zum Sandabbau bereits aus dem Jahr 1967. Dieser Kontrakt allein berechtigt die Firma aber nicht, den Sand auch tatsächlich abzubauen. Dafür sind Genehmigungen der Körperschaftsforstdirektion notwendig. Den entsprechenden Antrag dafür muss der Waldeigentümer, in dem Fall die Gemeinde Kernen, stellen.

Fast 19 Hektar groß ist die Fläche, auf der die Schaufelbagger derzeit arbeiten oder früher gearbeitet haben. Zweieinhalb Hektar davon sollen bis Ende 2013 rekultiviert werden. Verlängert werden muss die Abbau-Erlaubnis jetzt für 6,5 Hektar. Die zuständige Körperschaftsforstdirektion Tübingen hat die Gemeindeverwaltung im September darüber informiert.

Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Tübinger Beamten aus Kernen hören. Bürgermeister Stefan Altenberger nahm – ein wenig ungehalten – den Punkt von der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Er kenne den Inhalt der Verträge nicht, sagte der Schultes. „Aber wir werden alle Fragen klären und nacharbeiten. Es gibt keinen zeitlichen Druck.“ Der Gemeinderat wird sich also noch einmal mit dem Thema befassen müssen, zuerst in seiner Sitzung am 10. Dezember.

Für einige seiner Mitglieder ist die Frage der Kostenbeteiligung des Unternehmens noch zu diskutieren. Ob der Vorschlag von Baranek berücksichtigt wird, ist deshalb nicht sicher. Er werde keinem Vertrag zustimmen, der die Firma möglicherweise in ihrer Existenz gefährde, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Wersch. Bayer mache viel für das Gemeinwesen. Erst neulich habe Franz Wari mit Unterstützung des Unternehmens ein Biotop angelegt: „Und Pacht für das Gelände zahlt Bayer schließlich auch.“

Quelle: Fellbacher Zeitung v. 03.12.2009 / Text: Eva Herschmann

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