Nov 26 2009

Räte sorgen für Wechsel im Bauamt

Veröffentlicht von um 22:38 unter Pressespiegel

Fellbacher-Zeitungvom 26.11.2009

Der Gemeinderat hat Horst Schaal, den Bauamtsleiter in Ebersbach an der Fils, zum neuen Beigeordneten gewählt. Amtsinhaber Hans König erhielt weniger Stimmen als erwartet.

Betreten schauten die gewählten Bürgervertreter Kernens am Dienstag gegen 21 Uhr in ihren Stettener Feuerwehrsaal, so als hätte eben eine fremde Institution ihrem bisherigen Ersten Beigeordneten Hans König eine empfindliche Niederlage beigebracht, nicht sie selbst, und sie seien selbst verwundert. Einige Gemeinderäte zeigten sich empört über das Wahlergebnis. Mit 14 zu 9 Stimmen hob eine überraschend breite Mehrheit den Herausforderer Horst Schaal, den bisherigen Leiter des Bau- und Umweltamts der Stadt Ebersbach an der Fils, ins Amt des Bauamtsleiters und Stellvertreters des Bürgermeisters. Erst nach einer Weile begannen die ersten dem Neuen zu gratulieren, und Bürgermeister Stefan Altenberger hielt eine kurze improvisierte Rede mit Dank an seinen enttäuschten Stellvertreter.

Tatsächlich haben die Gemeinderäte wohl in diesem Moment gespürt, dass sie einem verdienten Mitarbeiter und Weggefährten einen Stoß versetzt und herbe Enttäuschung bereitet haben, sich undankbar für seine gute Arbeit gezeigt haben. Ohne nach der Vorstellung der Bewerber vor der Wahl auch nur eine einzige Frage an diese gerichtet zu haben. Der menschliche Aspekt dieser Wahl war bei der Stimmabgabe in den Hintergrund getreten. Zu verlockend war die Aussicht, mit Horst Schaal einen erfolgreichen Städtebauer und Architekt als Chef ins Bauamt zu holen. Räte sind dem Wohl der Gemeinde verpflichtet.

Was in den vergangenen 20 Jahren, seit seinem Amtsantritt in Ebersbach alles geschaffen wurde, hat manche Parallele zu dem, was in Kernen für die nächsten Jahre auf der Tagesordnung steht. Der dortige Erweiterungsbau des Rathauses mit Ratssaal steht ohne die gefürchtete Baukostensteigerung, wenn man die Mehrwertsteuer-Erhöhung herausrechnet. Alte Bausubstanz wurde schmuck saniert, eine Umgehungsstraße gebaut, vieles mehr, und vor allem: Demnächst beginnt der Bau eines Einkaufszentrums mit Großflächen-Edeka und Fachmärkten auf einem zwei Hektar großen, ganz nah am Zentrum gelegenen ehemaligen Industriegelände als Kampf um die Einzelhandelskunden, deren Abwanderung doch Kernen so heftig spürt wie keine andere Gemeinde in der Region.

Horst Schaal war glänzend eingestellt in seiner Bewerbervorstellung, zeigte die Foto-Präsentation der maßgeblich von ihm mitgestalteten Gebäude, die die Gemeinderäte noch mehr beeindruckten als in den Vorstellungsrunden vor den Fraktionen. Er präsentierte sich als recht guter Redner. Hans König hatte diesem Glanz des Neuen nicht genug entgegenzusetzen. Auch er hat kürzlich zwei riesige Baustellen erfolgreich abgeschlossen, aber sie liegen in der Erde, unter der Fahrbahndecke der Ortsdurchfahrt in „Rom“ und der Hindenburgstraße in Stetten. Er verzichtete auf Präsentation und Dias, auch zum von ihm angestoßenen und nun sogar preisgekrönten Streuobstwiesenprojekt. Sein Credo, dass Erfolg stets auch Kontinuität voraussetzt, verhallte weitgehend ungehört.

Der jetzt für acht Jahre gewählte Horst Schaal ist 56 Jahre alt, war vor seiner Tätigkeit in Ebersbach landesweit mit Sanierungsplanungen bei der Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH und zuvor acht Jahre lang in einem Architekturbüro beschäftigt. Er strebt, wie er gestern sagte, einen fließenden Übergang nach Kernen an, möglichst zeitnah am 1. Februar, wenn Hans König in den Ruhestand getreten ist. Dafür erfüllt dieser, so zeichnete sich gestern ab, die Voraussetzung. Beamte auf Zeit wie er können nach Ablauf der Amtszeit mit ihren Pensionsansprüchen in den Ruhestand treten, wenn sie eine Beamtendienstzeit von 18 Jahren erreicht und das 45. Lebensjahr vollendet haben. Ins Bodenlose fällt Hans König also nicht.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 26.11.2009 / Text: Hans-Dieter Wolz

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