Nov 26 2009

Kommentar: Schleudersitz

Veröffentlicht von um 21:42 unter Pressespiegel

Fellbacher-Zeitungvom 26.11.2009

Räte suchen den neuen Hoffnungsträger

Das Amt des Ersten Beigeordneten in Kernen scheint ein Schleudersitz zu sein – mit einer gesetzlich eingestellten Verzögerung von acht Jahren. Schon vor diesem Zeitraum fand sich Jürgen Lochmann, der erste Technische Beigeordnete der Gemeinde Kernen, ohne Unterstützung im Rat wieder und verzichtete. Jetzt hat der einstige Herausforderer Hans König, ausdrücklich damals von Gemeinderäten zur Kandidatur eingeladen, ähnlich havariert.

Hans König stellte sich allerdings mutig und geradlinig der Wahl – und erhielt eine Quittung, ein Stimmenergebnis, das seiner Leistung in acht Jahren, darunter fast ein ganzes Jahr als Amtsverweser in bürgermeisterloser Zeit, nicht gerecht wird. Immerhin hatte er mit kräftigem Zug das damals führungslos auf Grund gelaufene Schiff Kernen gemeinsam mit dem Gemeinderat wieder flott gemacht. Dass er trotz guter Arbeit über Bord ging, war nicht fair. Einen handfesten Grund, einen mehr als vagen Vorwurf an die Amtsführung konnte gestern niemand nennen.

Demokratie verläuft allerdings nicht nach den Regeln der Fairness oder Dankbarkeit. Wenn nicht auch noch bestimmte persönliche Animositäten diesen plötzlich weit verbreiteten Gegenwind zu König steuerten, zeigt das Wahlergebnis, dass sich Kernens Räte mehrheitlich einen Technischen Beigeordneten als Architekt und Städtepläner vorstellen, einen Impulsgeber und Projektmanager für neue öffentliche Gebäude. Dass in Kernen der große Wurf für ein charakteristisches Ortsbild oder ein Einkaufszentrum gegen den Kaufkraftabfluss in den Wolken steht, ist aber nicht allein dem Tiefbau-Ingenieur im Beigeordnetenamt zuzuschreiben. Mehr als dieser entscheiden der Bürgermeister und sein Gemeinderat über die Großprojekte. Sie müssten sich, sofern dies den Ausschlag gegeben haben sollte, an der eigenen Nase fassen.

Horst Schaal dagegen hat an Projekten in Ebersbach maßgeblich mitgewirkt, die in Kernen noch vermisst werden. So wirkt er als ein Hoffnungsträger und ist ganz sicher qualifiziert, die vor der Realisierung stehenden Hochbauprojekte vom Bürgerhaus bis zur Glockenkelter zu meistern und ihre Kosten im Zaum zu halten. Viele Anstöße darf man von ihm erwarten, aber zaubern wird auch er nicht können: Acht Jahre, für die der 56-Jährige jetzt gewählt worden ist, sind im Städtebau eine kurze Zeit.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 26.11.2009 / Text: Hans-Dieter Wolz

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen