Okt 10 2009

Dünne Mehrheit fürs Hallenbad

Veröffentlicht von um 18:03 unter Pressespiegel

Fellbacher-Zeitungvom 10.10.2009

Auf Generalsanierung des Schwimmtempels setzt der Verwaltungsausschuss. Einige Räte scheren aus.

Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats Kernen war sich am Donnerstag nur darin einig: Das marode Hallenbad soll weiterbestehen. Für eine 2,3 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer teure Generalsanierung, die das Bad auf Neubaustandard hebt, fanden sich im elfköpfigen Verwaltungsausschuss sechs Stimmen und damit die Mehrheit. Fast eine Hälfte des Ausschusses zieht aber noch nicht mit: Bei einer Gegenstimme gab es vier Enthaltungen. Die Abstimmung am Donnerstag war nicht viel mehr als ein Stimmungsbild, denn die Entscheidung trifft erst der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung. Auch geht es jetzt nur um die Frage: Sanierung oder Neubau? Erkennbar war allerdings, dass sich die Räte uneinig sind. Erneut warf der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch den Gedanken in die Diskussion, das Hallenbad nicht nur zu entkernen und dann neu auszubauen, sondern abzureißen und am gleichen Platz und in gleicher Größe neu zu bauen. 3,2 Millionen Euro plus Mehrwertsteuer kostet dieser Neubau, der die Gemeinde von dem Risiko unerwarteter Baumängel in der Außenhaut des Altbaus und resultierender Kostensteigerungen befreien könnte.

CDU-Gemeinderat Volker Borck erinnerte an eine alte Erfahrung von Hausrenovierern: „Bei der Sanierung älterer Gebäude stehen einem irgendwann aufgrund unerwartet entdeckter Schäden die Haare zu Berge. Hinterher kann man sich ausrechnen, dass es klüger gewesen wäre, gleich neu zu bauen.“ Borck befürwortete ohne Erfolg, den Badneubau an einen Generalunternehmer statt in Einzelgewerken auszuschreiben, um günstige Preise zu erhalten.

Unerwartete Schäden in der Außenhaut des Hallenbads glaubt Bürgermeister Stefan Altenberger ausschließen zu können. Ein Beton-Gutachten hat dies bescheinigt: „Wir haben kein Projekt so genau geprüft wie dieses. Wir sollten den Gutachter nicht in Frage stellen.“

Die nunmehr fast ein Jahr währende Diskussionsphase seit Vorlage des Hallenbadgutachtens hat allerdings nichts an der Erkenntnis geändert, dass ein Neubau allein das Betriebsdefizit nicht entscheidend zu senken vermag. Nur wenn die SpVgg-Schwimmabteilung und die DLRG in ihren Sportstunden ohne Bademeister auskommen und ein Teil des öffentlichen Betriebs durch ehrenamtliche Beckenaufsicht – etwa durch Mitglieder eines neu zu gründenden Fördervereins – abgedeckt wird, kann das Defizit von jährlich etwa 300 000 Euro deutlich gesenkt werden.

Wenn das ehrenamtliche Engagement ausbleibt, werde er die Öffnungszeiten einschränken müssen, drohte der Schultes und nahm dies in den mehrheitlich abgesegneten Beschlussvorschlag auf. Doch selbst diesen sanften Druck, das Hallenbad zur Sache der Bürger zu machen, lehnen namhafte Bürgervertreter ab: „Sparen bei den Öffnungszeiten – das wäre ein Schildbürgerstreich“, sagt der UFW-Fraktionsvorsitzende Hans Dietzel. „Die Vereinsgründung kann kein k.o.-Kriterium sein“, sagt auch Hans Peter Kirgis, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er erhofft sich eher von der Sportvereinigung und der DLRG Rettungsschwimmer als Beckenaufsicht. „Wenn wir jetzt schon über die Einschränkung der Öffnungszeiten diskutieren, müssen wir uns überlegen, ob wir die Sanierung bleiben lassen.“ Dazu kann sich allerdings im Gemeinderat niemand entschließen.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 10.10.2009 / Text: Hans-Dieter Wolz

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