Jul 04 2009

Kernen sorgt sich um Hauptschule

Veröffentlicht von um 10:02 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitungvom 04.07.2009

Rektor sieht durch Werkrealschulreform Standort gefährdet / Gemeinde will Brief an Ministerium schreiben

Kernen. Bürgermeister, Gemeinderäte und Lehrer sorgen sich um die Zukunft der Karl-Mauch-Schule. Wird die Werkrealschulreform in ihrer jetzigen Fassung beschlossen, sehen sie den Standort gefährdet – sie fürchten abnehmende Schülerzahlen. Jetzt will Bürgermeister Stefan Altenberger einen Brief ans Ministerium schreiben.  
Die Karl-Mauch-Schule ist eine kleine Hauptschule. 123 Schüler werden hier unterrichtet. „Ich kann von mir behaupten, ich kenne alle meine Hauptschüler mit Namen“, sagt Rektor Karl Bühr. Er ist stolz auf seine Schule, auf Projekte wie Azubipaten und Weinbau-AG, auf die berufsvorbereitende Arbeit. Er ist sich sicher: Seine Schule schenkt Geborgenheit, die in großen Schulzentren schwerer zu vermitteln ist. Darum versteht Karl Bühr auch nicht, warum das nun zum Nachteil werden soll.

Verlierer der Reform sind die kleinen Schulen

Das Land Baden-Württemberg plant eine Reform der Hauptschule. Vom Schuljahr 2010/2011 an soll es losgehen. Der Ministerrat hat bereits grünes Licht gegeben, jetzt muss im Juli nur noch der Landtag zustimmen. Gewinner sind die großen Hauptschulen, die ein Werkrealschulangebot bereithalten dürfen – hier können die Schüler also ihre mittlere Reife machen. Groß genug ist eine Schule dann, wenn sie pro Jahrgang 32 Schüler garantiert. Verlierer sind sogenannte einzügige Schulen mit nur einer Klasse pro Jahrgang. Hier wird es auch nur ein Wahlpflichtfach geben – also keine Auswahl. Darin sieht die Gemeinde Kernen einen Nachteil. Amtsleiter Bernhard Bühler fürchtet nicht die Auflösung der Schule – aber eine Abstimmung mit den Füßen. „Keiner weiß genau, was kommt. Aber wir sind uns sicher, dass die Zahl der Schüler sinkt.“ Um zu zeigen, was auf dem Spiel steht, hat Rektor Karl Bühr am Donnerstagabend den Verwaltungsausschuss über die Leistungen seiner Schule informiert.

„Alle Schüler haben die Abschlussprüfung geschafft“, sagt Bühr. Auch der kreisbeste Hauptschulabsolvent komme aus Kernen. Bühr verweist auf Computer-Schulungen, die Kooperation mit dem Berufsbildungswerk oder das Berufsseminar beim Kreisjugendring. Erst jüngst habe er von der Firma Schetter, die sich als Bildungspate an der Schule engagiert, ein großes Lob erhalten. Vier Neuntklässler haben mit einem Meister ein Solarmodell angefertigt. Das Auftreten der Karl-Mauch-Schüler, habe Schetter ihm gesagt, sei „um Welten besser“ als das anderer Schüler.
Vom Ministerium fühlen sie sich indes im Stich gelassen. Schon jetzt, sagt Bühr, müsse die Karl-Mauch-Schule damit leben, für Werkrealschüler nicht die zehnte Klasse anbieten zu können. „Unsere Zehner gehen zur Zeppelinschule Fellbach.“ Der einzige Nachteil bis jetzt, doch nun geht es auch beim Zusatzunterricht an die Substanz. „Das Ministerium will uns das Deputat kürzen“, sagt Amtsleiter Bühler. Wird der Zusatzunterricht weniger attraktiv, wirkt sich das negativ auf den Standort aus.

Rückendeckung erhalten Rektor und Verwaltung von den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses. Für SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis ist es keine Frage, dass an der Karl-Mauch-Schule sehr gute Arbeit geleistet wird. „Hoffentlich zählen solche Argumente.“ Er fürchtet jedoch, dass die Beamten im Ministerium allein nach dem Klassenteiler entscheiden, welche Schule Werkrealschule werden darf und welche nicht. SPD-Gemeinderat Andreas Pfänder verweist auf seine beiden Söhne, die die Karl-Mauch-Schule besucht haben. Er könne der Rede des Rektors „Punkt für Punkt“ zustimmen, nicht zu 100 Prozent, sondern zu 500 Prozent. „Hier hat die Hauptschule sehr wohl Zukunft“, sagt CDU-Fraktionschef Andreas Wersch.

Ein Hintertürchen für die Karl-Mauch-Schule wurde indes nicht diskutiert. Wenn sich einzügige Schulen zusammenschließen, können dadurch die zusätzlich benötigten Stellen für die Wahlpflichtfächer finanziert werden. Doch eine Kooperation mit der Korber Keplerschule schließt die Gemeinde noch aus. „Das ist zu umständlich“, betont Amtsleiter Bühler.

Quelle: 04.07.2009 Waiblinger Kreiszeitung / Text: Sigrid Krüge

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen