Jun 10 2009

Wersch: Wir verbiegen uns nicht

Veröffentlicht von um 21:22 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitungvom 09.06.2009

Die Kernener CDU sieht die Wahlschlappe dem Bundestrend geschuldet

Kernen. Die Sieger der Kernener Gemeinderatswahl – SPD, UFW und OGL – deuten die CDU-Schlappe vom Sonntag als Abstrafung für deren Politikstil. „Das wiederholte Kritisieren ist nicht gewünscht“, sagt UFW-Chef Dietzel. Andreas Wersch widerspricht: „Nein, wir mussten dem Bundestrend Tribut zollen. Die CDU bleibt ihrer Linie treu.“

81 Stimmen trennen die Kernener UFW-Liste bei insgesamt 37 136 für die UFW von einem siebten Sitz im Gemeinderat. Dann hätten nicht die Kernener Genossen, sondern des neuen Stimmenkönigs Hans Dietzel der Mannschaft der CDU ein Mandat abgeluchst. „Das D’Hondtsche Wahlverfahren ist halt so, ich empfinde das als ungerecht“, sagt Fraktionschef Dietzel. Ungerecht sei es, dass der SPD-Bewerber mit etwas mehr als 1600 Stimmen in den Rat einziehe, während die UFW-Konkurrentin Caren Brazel, die es auf 2224 bringe, hinten runter fällt. Der Abstand der UFW bei der Stimmenbilanz zur SPD ist enorm: 10 809 Kreuzchen, während der Abstand zur CDU 2987 beträgt.

Kirgis: Der Wähler hat honoriert, dass die SPD in der Stille schafft

Mit dem neuen UFW-Ratsherrn Reiner Batsch zieht ein bekennender Altenberger-Kumpel in den Gemeinderat ein. Auch Ernst Maile jun. wird eine Nähe zum Schultes nachgesagt. Wird das die UFW, in der bisher auch die scheidende Karoline Gappa-Winkelmann der Verwaltungsspitze mutig und kompetent Paroli bot, die UFW auf Altenberger-Linie bringen? Nein, sagt Dietzel. „Ich für meine Person kann sagen: Wir werden kritisch sein. Ich würde da nicht zu nah an Altenberger ranrücken. Ich würde drauf gucken, dass wir eine eigene Linie fahren.“ Batsch sei mit dem Bürgermeister zwar befreundet. „Aber Schnaps ist Schnaps und Dienst ist Dienst.“

Dass nun Ernst Maile jun . Kommunalpolitik im Rathaus mitbestimmt, wirft die Frage auf, ob da ein UFW-Kurswechsel bei der Bebauung der Hegnacher Straße ansteht. Wieder sagt Hans Dietzel: Nein. „Wir brauchen in dieser Wahlperiode in Rommelshausen kein Baugebiet in der Hegnacher Straße. Allenfalls in der Tulpenstraße.“ Mailes persönliche Situation sei im Wahlkampf nie ein Thema gewesen.

Wersch: Emil Knoll – großer Verlust für den Gemeinderat

Mit Hans Dietzel und Martin Weiß brachten es zwei UFW-Bewerber auf je über 4000 Stimmen. Das macht ihr sonst keine Wahlliste nach. Der Fraktionschef ist höchst zufrieden. „Das ist toll. Es zeigt: Das ist keine Ein-Mann-Show.“
Das fünfte Mandat für die SPD: Rein wahlarithmetisch eine Gemeinschaftsleistung von UFW und SPD, so erklärt es jedenfalls ein überglücklicher SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis. „Der UFW ist es jetzt so ergangen wie der SPD fünf Jahre zuvor. Im Grunde hat aber die SPD davon profitiert, dass die UFW eine so ordentliche Zahl erzielt hat. Das hat der CDU den einen Sitz gekostet.“

Kirgis macht das gute Abschneiden der SPD an den Personen fest. „Der Wähler hat honoriert, dass die SPD in der Stille geschafft hat. Und der Einsatz der Kandidaten war wichtig. Die haben geackert.“ Freilich: Ortsmarketingchef Ralf Lang, der viele Stimmen fischen sollte, zog mit 1162 Stimmen nur ganz wenige an Land. Politikstil: Den Einbruch der CDU erklärt sich Kirgis genau damit. „So vieles in der Öffentlichkeit austragen zu müssen, honoriert der Wähler nicht. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo es ins Gegenteil ausschlägt.“ Jetzt genieße die SPD erst mal ihren fünften Sitz. „Das hat uns unheimlich gefreut.“

„Wir bleiben stärkste Kraft“, gibt ihm der CDU-Fraktionschef Andreas Wersch zurück. „Der Verlust des achten Sitzes wird keinen großen Einfluss auf die CDU haben.“ Ihre kritisch-konstruktive Distanz zu Schultes Altenberger wolle die Fraktion in den nächsten fünf Jahren nicht aufgeben. In Anspielung auf Vorgänge der letzten Monate: „Ich erwarte vom Gemeinderat, dass man dann kritisch ist, wenn bestimmte Dinge auftauchen. So kann’s nicht laufen mit Steuergeldern. Wir werden uns weiterhin nicht verbiegen.“

Im Übrigen sieht Wersch die Wahlschlappe vom Sonntag dem Bundestrend geschuldet. „Dem haben wir Tribut zollen müssen und Federn gelassen. Vor Jahren haben wir von der Anti-Schröder-Stimmung profitiert, auch das war dem Bundestrend geschuldet. Wenn man nichts dagegen hat, vom Bundestrend zu profitieren, dann muss man auch akzeptieren, mit dem Bundestrend zu verlieren.“ Dass Emil Knoll, der sich auf einen hinteren Listenplatz der CDU habe setzen lassen, von diesem Trend nun kalt erwischt wurde, bedauert Wersch zutiefst. „Das ist ein Verlust für den ganzen Gemeinderat. Dinge wie die Ortskernsanierung wurden von ihm angestoßen. Von seinem Erinnerungsvermögen hat der Gemeinderat, haben die Jungen profitiert.“

Die Grünen von der Kernener OGL besitzen weiterhin vier Mandate. „Wir freuen uns, dass wir unser Ergebnis halten konnten“, kommentiert Fraktionschefin Ulrike Ebeling-Silber das Ergebnis mit einem leichten Zuwachs. „Was mich nicht so freut, dass es so wenig Frauen sind. Wir haben ja eine Menge guter Kandidatinnen gehabt.“ Auch wenn die OGL mit Umweltschutzthemen gepunktet habe, seien Kommunalwahlen eben doch Persönlichkeitswahlen. „Wer bekannt und Sympathieträger ist, wird gewählt. Das Ergebnis zeigt, etwa bei dem, was mit Herrn Knoll passiert ist, dass die Leute von den
ständigen Querelen im Gemeinderat die Nase voll haben.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 10. Juni 2009 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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