Mai 23 2009

Sie wollen hier rein: Ins Rathaus

Veröffentlicht von um 23:20 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitung vom 23.05.2009

Neue Köpfe mit ganz eigenen Ansichten und Forderungen bewerben sich um einen der 22 Sitze im Kernener Gemeinderat

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Kernen. Acht Kandidaten, die als Neulinge auf dem kommunalpolitischen Parkett noch nicht fraktionsdiszipliniert sind. Ihren Ärger, ihre Wünsche und Ideen tragen sie forsch hinein in den Kommunalwahlkampf. Sie formulieren erfrischend abweichende Meinungen zu dem, was im Gemeinderat en vogue ist. Etwa zur Kernener Kinderbetreuung.

Gelegentlich loben sich die Kernener Gemeinderäte in der Überzeugung, mit flexiblen Betreuungsstrukturen von Kleinkind- bis Ganztagesbetreuung im Ort über eine kinder- und familienfreundliche Infrastruktur zu verfügen. Die 33-jährige Mutter und CDU-Gemeinderatskandidatin Claudia Kilgus schüttelt dazu nur ungläubig den Kopf. 2005 zog die Realschullehrerin mit ihrem Mann nach Kernen, sie ist heute Mutter zweier Töchter im Kindergartenalter. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter sei sie vor einem Berg von Problemen gestanden, erzählt sie. „Ich hab seit der Geburt meiner ersten Tochter in Kernen miterlebt, was an Betreuungsmöglichkeiten angeboten wird, wie man damit arbeiten kann und, und, und. Ich hatte es teilweise wirklich sehr schwer.“ Sie höre heute im Kindergarten die Mütter fluchen, höre sie schimpfen. Sie wolle diese Kritik aufnehmen und sich als Gemeinderätin dafür starkmachen, dass ihren Bedürfnissen entsprochen wird.

SPD-Bewerberin Anette Häcker teilt dieses Urteil vollauf. „Kernen wird zwar als Modellgemeinde dargestellt. Aber was ich auch von anderen Müttern so mitkriege und bei den Erfahrungen, die ich in der Kinderbetreuung selber gemacht hab, gibt’s noch sehr, sehr viel zu tun. Zum Beispiel für Kinder unter drei Jahren.“ Anette Häcker ärgert, dass das Rathaus immer noch einen Bedarfsnachweis verlangt. „Man kriegt ein Formblatt und die Verwaltung prüft dann, mal weniger, mal mehr wohlwollend, ob denn jemand Bedarf hat.“ Sie habe davon einem Freund erzählt, der als Rathaus-Kämmerer in Ellwangen arbeitet. „Der hat bloß gelacht. Der hat gesagt: Bedarfsnachweis haben wir schon vor Jahren abgeschafft. Wenn’s Platz gibt, kriegt das Kind einen Platz.“ Sie persönlich glaube, dass keine Mutter, die keinen Bedarf hat, ihr einjähriges Kind freiwillig in die kommunale Betreuung gebe, sagt Anette Häcker. „Und wenn das drei sind im Jahr, macht das die Gemeinde auch nicht arm.“ Für die Ganztagesbetreuung verlange sie endlich auch ein Ferienangebot.

Beim Thema Einzelhandelsförderung gehen die kommunalpolitischen Neulinge ganz eigene Wege. Claudia Kilgus fordert einen attraktiveren Ortskern. „Ich für meinen Teil fahr raus nach Endersbach. Wenn ich die Familien um mich rum höre: Die fahren alle raus.“ Attraktiv bedeute einmal ein umfassendes Sortiment wie das im Endersbacher Edeka. Dann aber auch eine gestaltete Ortsmitte, eine Fußgängerzone, die einlade zum Flanieren und Einkaufen. Dass in Rommelshausen der Marktplatz fehlt, bestätigen auch Christian Fleischers Beobachtungen zum Wochenmarkt. „Wenn ich da über den Markt gehe – das ist nicht attraktiv. Da geht doch keiner einkaufen. Wenn ich nach Waiblingen rüberfahre, da ist es anders: eben ein Fußgängerzone.“ Das Bürgerhaus mit schmuckem Caf davor könne die darbende Ortsmitte beleben.

Anette Häcker, die es im Stettener Rewe wegen des eingeschränkten Sortiments nie schafft, ihren Einkaufszettel abzuarbeiten, ist auf den Einkauf in Endersbach angewiesen. Selbst wenn Rommelshausen einen üppig sortierten Vollsortimenter hätte, bliebe für Stettener bei gleicher Entfernung die Endersbacher Einkaufsstraße interessanter, sagt sie. Dort gebe es weitere attraktive Läden, etwa für Oberbekleidung oder einen dm-Markt, den Familien brauchen.

Der Discounter auf der grünen Wiese bringe für den Ortskern wenig, urteilen die Kandidaten. Wer in die Spitzäcker fahre, kaufe nicht noch beim Bäcker in Rom ein. Und wer sich ins Auto setze, ziehe den attraktiven Standort Endersbach gewiss vor.

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