Apr 08 2009

„Sowieso-Projekte“ strahlen nicht wie Leuchttürme

Veröffentlicht von um 14:40 unter Pressespiegel

Fellbacher-Zeitung vom 04.04.2009

Breite Mehrheit für Bewerbung um eine Remstal-Gartenschau – Aber Bürgermeister Altenberger und viele Gemeinderäte reden auch vom Rückzug

Kernen. Die vorhandenen Ideen reichen nicht aus: Der Gemeinderat beschloss zwar, dass Kernen sich mit den Remstal-Gemeinden um eine Landesgartenschau bewirbt. Aber die Räte fordern attraktivere Projekte als einen Rundwanderweg oder die Renaturierung des Haldenbachs.Johann Senner hat die Pläne für einen Landschaftspark Remstal entworfen und für diesen bisher zusammen mit den Städten und Gemeinden über 200 städtebauliche, landschaftsräumliche und touristische Projekte entwickelt. Die Städte und Gemeinden haben sich längst bereiterklärt, diese nach und nach zu verwirklichen, um als Talraum landesweite Ausstrahlung zu erlangen. Diese „Sowieso-Projekte“, wie Senner im Gemeinderat Kernen formulierte, sollten im Rahmen einer Landesgartenschau einfach mit einem Zuschuss von der Hälfte der Investitionskosten vom Ministerium Ländlicher Raum verwirklicht werden. In Kernen heißt dies,einen Rundwanderweg – Johann Senner spricht von einem „Erlebnisweg durch die Weinberge zu Y-Burg und Bachauen“ – zu schaffenund wie geplant den Haldenbach als naturnahes Gewässer mit Zutritt der Erholungsuchenden zu den Uferzonen auszubauen.

Mit 16 zu 4 Stimmen ist der Gemeinderat Kernen in seiner jüngsten Sitzung zwar der vom Beigeordneten Hans König geforderten“Solidarität in der Raumschaft“ gefolgt und hat die Rems-Anliegergemeinden nicht allein gelassen mit ihrer Bewerbung. Aber Kritik an den Projekten war nicht fern: „Über einen Erlebnisweg zur Y-Burg werden wir bestimmt keine landesweite Aufmerksamkeit anziehen“, kritisierte Jochen Alber (CDU). Hans Dietzel, der Fraktionsvorsitzende der UFW, schimpfte über die Planer-Vorschläge: „Alles Wischiwaschi“. Ihm war die klare Aussage wichtig, dass der Gemeinderat sich nur auf eine Zustimmung zur Bewerbung festlegt. Wohlwollender formulierte Bettina Futschik von der Offenen Grünen Liste (OGL) und nahm damit einen Anklang an der Wortwahl des Planers Johann Senner, der in jeder beteiligten Kommune „Leuchtturm-Projekte“ verwirklichen will: „Klar, dass das keine Leuchttürme sind. Es liegt an uns allen, etwas daraus zu machen.“

In diesem Sinne wollte auch Bürgermeister Stefan Altenberger die Tür zur Landesgartenschau mit der Teilnahme an der Remstal-Bewerbung offen halten. „Wenn uns tolle Projekte aber nicht einfallen, steigen wir aus.“ Das ist noch nach einem möglichen Zuschlag für das Remstal durch das Ministerium Ländlicher Raum bis sechs Jahre vor dem Zeitpunkt der Landesgartenschau möglich. Noch im April müssen aber die Bewerbungen für die Gartenschauen der Jahre 2015 bis 2025 beim Ministerium eingehen.

Die Meinungen gehen im Gemeinderat weit auseinander, ob Kernen sich überhaupt mit 3,15 Millionen Euro – den Betrag nannte Planer Senner – an einer Remstal-Gartenschau beteiligen soll. Ein Zuschuss von erhofften 1,6 Millionen Euro aus dem Ministerium Ländlicher Raum würde die Summe tragen helfen. „Das ist eine Chance, dass die Gemeinde Kernen im Tourismus aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird“, sagte Andreas Stiene (OGL). Dementgegen nannte Jochen Alber (CDU) die Landesgartenschau „ein Luftschloss, das zudem noch auf Sand gebaut ist.“ Scharf wandten sich auch UFW-Gemeinderäte gegen die Landesgartenschau. Martin Weiß meldete „allergrößte Bedenken“ an und wunderte sich: „Da geht das Geld sehr locker weg. Wir planen viele Großprojekte. Die Rücklage wird schnell aufgebraucht sein.“ Für die angesagten 3,15 Millionen Euro gibt es in Kernen derzeit noch nicht genügend Projekte: Der Beigeordnete Hans König bezifferte die Kosten am Haldenbach und für den Wanderweg auf nur 76 000 Euro. Dennoch fürchtete Dieter Binder: „Jeder weitere Tag, an dem wir mitmachen, kostet Geld.“ Mit 2300 Euro für die Bewerbung geht Kernen allerdings noch kein großes Risiko ein.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 08.04.2009 / Text: Hans-Dieter Wolz

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