Apr 26 2009

Goldene Zeiten für Kernen?

Veröffentlicht von um 19:03 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitung vom 25.04.2009

Seit 2006 sprudelt die Gewerbesteuer, und sie befeuert den Bauboom / Erst Straßensanierungen, jetzt die Hochbauprojekte

Kernen. Fünf Jahre dauert die Wahlperiode des Gemeinderates. Wenn die Kernener am 7. Juni ein neues Gremium bestimmen, stehen den frischgebackenen Bürgervertretern stürmische Zeiten bevor: Ein Bauprojekt jagt das andere. Vor fünf Jahren hätte kein Gemeinderat mit diesem kommunalen Bauboom gerechnet. Kernen war klamm. 

Die Gemeinde Kernen geriet in jüngster Zeit wegen explodierender Gewerbesteuereinnahmen und eines prallvollen Sparstrumpfes in die Schlagzeilen. Circa 22 Millionen parkt das Rathaus aktuell in der Allgemeinen Rücklage. 2007 fuhr die Gemeinde ein Rekordergebnis bei der sogenannten Zuführungsrate ein: 6,578 Millionen blieben am Jahresende aus dem laufenden Haushalt übrig. Das war nicht immer so. Als der vor fünf Jahren gewählte Kernener Gemeinderat die Arbeit aufnahm, verfügte er mit 5,254 Millionen über weniger Vermögensmasse, als allein im Haushaltsjahr 2007 aus dem laufenden Betrieb erlöst wurde.

Viel Geld in der Kasse, aber die Schulden kaum abgebaut

Bei aller Euphorie über den rasanten Vermögenszuwachs ist festzuhalten: Der kommunale Schuldenberg wurde seit 2004 kaum abgetragen. Zwar konnte das Rathaus seine Verbindlichkeiten aus dem laufenden Gemeindehaushalt abtragen, so dass sich die Pro-Kopf-Verschuldung hier von 136,72 auf heute 83,59 Euro verringert hat. Gleichzeitig wirtschaftete der Eigenbetrieb Wasserwerk zunehmend auf Pump. Beide Bilanzen zusammengerechnet – diese Summe zählt –, verringerte sich seit 2004 die Verschuldung je Einwohner von 296,85 auf 290,83 Euro um gerade mal sechs Euro. „Es hat wenig abgenommen“, kommentiert der Kernener Gemeindekämmerer Joachim Heberle. „Der Haushalt baut ab, aber der Eigenbetrieb baut Schulden auf.“

Das zu Beginn der Wahlperiode bescheidene Gemeindevermögen und die anfänglich geringen Gewerbesteuereinnahmen zwangen zum Sparen. In Bauten investiert hat Kernen nicht viel: 2005 wurde die Rumold-Realschule erweitert, der „innere Kreisel“ gebaut, Kläranlagen und Kanäle saniert. Die für 2006 geplante neue Obdachlosenunterkunft, damals größtes Hochbauprojekt, entfiel. Die Investitionen schnurrten um 50 Prozent zusammen. Nach Sanierungen in der Karl-Mauch-Schule und Rumold-Realschule kam 2007 die Trendwende mit den großen Straßen- und Kanalbaumaßnahmen in Stetten und Rommelshausen (Waiblinger Straße, Fellbacher Straße bis Karlstraße, Hindenburgstraße). 2007 verplante das kommunale Bauamt für den Tiefbau gut 1,8 Millionen, im Folgejahr weitere 1,7 Millionen Euro.
Gleichzeitig starteten Planungen fürs Kinderhaus, das jüngst seinen ersten Spatenstich hatte. Dieser Bau gilt als Startschuss der millionenschweren Hochbauprojekte, die nun anstehen: Altes Pfarrhaus, Bürgerhaus, Glockenkelter, Hallenbad.

Viele Wohnungen gebaut, aber kaum mehr Einwohner

Obwohl seit 2004 in den Neubaugebieten Reute, Halde Süd und Weinstraße neuer Wohnraum entstand, nahm die Zahl der Einwohner in Kernen kaum zu. Im März 2004 zählt die Gemeinde 15 019, aktuell sind es 15 143 Bürger. Es waren schon mal 15 300. Zu dieser Bilanz trug laut Hauptamtsleiter Bernhard Bühler bei, dass die Diakonie verstärkt Heimbewohner dezentral unterbringt. Und viele Ortsansässige bauen auf dem geerbten Grundstück.
Wo sollen in Kernen künftig Wohngebiete erschlossen werden? Das Baugebiet Kleines Feldle mit Platz für 500 Neubürger steht auf der Prioritätenliste ganz oben. Weil das Kernener Leitbild einen behutsamen Umgang mit der Ressource Boden fordert, dürfte es bei weiteren Baulandausweisungen zu heftigen Debatten kommen. Strittig ist, wo es weitergehen könnte. Tulpenstraße, Kolbenhalde IV hatten bisher Priorität. Spitzäcker Nord entfiel mit der Discounter-Planung. Dass die Gemeinde das Gärtnereigelände Maile für teures Geld erworben hat, wirft aber Fragen auf. Vor einem Jahr noch hatte UFW-Fraktionschef Hans Dietzel den Kopf geschüttelt: „Das Gebiet an der Hegnacher Straße ist ideal, aber zurzeit kein Thema, weil wir kein weiteres Baugebiet in Kernen brauchen.“
Im Flächennutzungsplan werden für Wohnbauflächen in Kernen (einschließlich Baulücken und noch nicht überplanter Reserveflächen) 31,9 Hektar ausgewiesen: 19,7 Hektar in Rom, 12,2 Hektar in Stetten.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 25.04.2009 / Text: H.-J. Schechinger

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