Jan 17 2009
Stettener Klärwerk wird stillgelegt
vom 17.01.2009
Gemeinderat beschließt, sich mittelfristig auf zwei Klärwerke zu beschränken / Neuer Kanal nach Rommelshausen
Kernen. Kernen schlägt ein neues Kapitel bei der Abwasserreinigung auf. Spätestens 2015 könnte das Stettener Klärwerk stillgelegt und umgenutzt werden. Stettener Abwasser würde dann über eine neue Leitung zur Beibach-Kläranlage in Rommelshausen gepumpt. Jauche, die dort nicht verschafft würde, flösse weiter ins Klärwerk Krättenbach. Gesamtkosten: 6,8 Millionen Euro. Der Kernener Gemeinderat beschloss am Donnerstagabend mit großer Mehrheit einen historischen Kurswechsel in Sachen Abwasseraufbereitung. Kernen leistet sich heute drei Klärwerke: eines am Krättenbach, das zu 71 Prozent ausgelastet ist, eines am Beibach, das nur 55 Prozent seiner Kapazität nutzt, und die Haldenbach-Kläranlage in Stetten, die mit aktuell 84 Prozent Auslastung ihre freien Reserven in absehbarer Zeit erschöpft hat. Die Empfehlung des Pforzheimer Fachbüros „Weber-Ingenieure“, mittelfristig die Haldenbach-Anlage zu schließen und das komplette Stettener Abwasser am Römer Beibach zu reinigen, überzeugte den Kernener Gemeinderat nicht nur aus Kostengründen.
Verglichen mit den in den nächsten Jahren fälligen Sanierungs- und Modernisierungskosten bei drei Anlagen (5,6 Millionen Euro) fällt die Zusammenlegung mit Investitionen von 6,8 Millionen für neue Pumpwerke und Leitungen sowie den Rückbau in Stetten nicht dramatisch viel höher aus. Die Gesamtkosten für die Abwasserreinigung würden, falls die Reduzierung von drei auf zwei Anlagen bis 2015 abgeschlossen wäre, ab 2023 deutlich unter denen für drei Klärwerke liegen. Aber auch strategisch sticht die jetzt beschlossene Variante: Denn einer späteren Zentralisierung der gesamten Abwasserreinigung in der Krättenbach-Anlage stünde sie nicht im Wege. Aktuell hat diese zentrale Lösung wegen der hohen Investitionskosten von 14,6 Millionen Euro im Gemeinderat keine Chance. Das könnte sich mit neuen gesetzlichen Bestimmungen aber irgendwann ändern.
Der vom Pforzheimer Fachbüro empfohlene Zeitplan, der eine Inbetriebnahme des neuen Kanals zwischen Stetten und Rommelshausen im Jahr 2015 vorsieht, sei realistisch und mit der Verwaltung so abgestimmt, sagte Dipl.-Ing. Johann Flohr gestern. Alles sei eine Frage der Umsetzung.
Aus Sicht der Fachleute von „Weber-Ingenieure“ ist der Betrieb der drei Kernener Klärwerke derzeit noch das wirtschaftlichste. Mittelfristig punktet aber die Reduzierung auf zwei. Zumal diese Variante mit geringem technischen Aufwand auch eine Zusammenfassung der Klärschlammbehandlung erlaubt. „Ziel ist es“, erläuterte Johann Flohr, „auf einer Kläranlage eine solche Größenordnung an Klärschlamm zu erreichen, dass eine eigene Entwässerungsanlage kostengünstig wird. Wir denken dabei an das Klärwerk Krättenbach, da dort alle Schlämme ankommen.“ Noch wird der beim Aufbereiten anfallende Klärschlamm im Haldenbach- und im Krättenbach-Klärwerk entwässert, wobei Lkw den in der Beibachanlage erzeugten Schlamm ebenfalls zum Krättenbach transportieren.