Jan 17 2009

Kilometerlange Rohrleitung wird geplant

Veröffentlicht von um 09:00 unter Pressespiegel

fellbacher-zeitungvom 17.01.2009

Kernen will die Kläranlage Haldenbach aufgeben und das Abwasser zu Beibach und Krättenbach pumpen

Kernen. Für manche Gemeinderäte, die die horrenden Kosten der drei Kläranlagen fast als Plage für die Gemeinde und ihre Bürger empfinden, wird bald ein Traum wahr: Kernens Abwasser kann in einigen Jahren in zwei statt bisher drei Kläranlagen gereinigt werden.

In der nächsten Zeit müssen Fachleute noch die Regenüberlaufbecken neu überrechnen und neu einstellen. Dann wird die Kläranlage Krättenbach hinter dem Gewerbegebiet Auf der Höhe weiter ausgebaut. Aber schon ab 2012 beginnt voraussichtlich auch die Planung für den 1,5 Kilometer langen Kanal, durch den unterirdisch das Abwasser von der Haldenbach- zur Beibach- und ein Teil davon weiter zur Krättenbach-Kläranlage gepumpt wird. Trotz großer Bedenken aus der CDU-Fraktion wegen des Stromverbrauchs der Pumpen beschloss der Gemeinderat Kernen am Donnerstag, diesen Kanal zu bauen und die in die Jahre gekommene Kläranlage am Haldenbach stillzulegen. Im Jahr 2015 könnte der Überleitungskanal in den Betrieb gehen, sagt Diplom-Ingenieur Johann Flohr, der die Gemeindeverwaltung berät. Eines Tages wird es sogar billiger sein, so deutet er an, auch die derzeit nicht ausgelastete, aber gut ausgebaute Beibach-Kläranlage stillzulegen und Kernens Abwasser ganz am verdohlten Krättenbach zu reinigen.

Für die Mehrheit des Gemeinderats gaben ausnahmsweise nicht die Kosten den Ausschlag. Es wäre um 1,2 Millionen Euro billiger, alle drei Kläranlagen in ihrem Betrieb zu optimieren, als den Überleitungskanal zu bauen und Beibach- und Krättenbach-Kläranlage entsprechend einzurichten. Kosten von 5,6 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren gibt Gutachter Johann Flohr für die Nullvariante an. 6,8 Millionen Euro kostet die Variante, eine neue Rohrleitung zum Beibach zu legen, wo 60 Prozent der Stettener Abwässer zusätzlich zum eigenen Einzugsgebiet gereinigt werden können. Die restlichen 40 Prozent werden ebenfalls in neuen Rohren zum Krättenbach weitergepumpt, was die Anlage dort verkraftet. Diese Kläranlage schon jetzt darauf einzurichten, das gesamte Kernener Schmutzwasser zu behandeln, hätte aber inklusive der Leitungen 14,7 Millionen Euro gekostet.

Nicht nur die ständigen Erneuerungen kommen billiger, wenn zwei Kläranlagen zusammengelegt werden. Auch die Aussicht, den Klärschlamm in Eigenregie wirtschaftlicher zu entsorgen, schürt die Hoffnung auf Kosteneinsparungen. Der Klärschlamm lässt sich auf der Beibach- und Krättenbach-Anlage leichter trocknen, und es bleiben etwa 15 Prozent Masse, die abtransportiert wird, weniger übrig. Die Kläranlage Haldenbach aufzugeben, erspart einen Mitarbeiter.

Die geplanten Pumpwerke verbrauchen allerdings kräftig Strom. Einen Verbrauch von 200 000 Kilowattstunden jährlich rechnete CDU-Gemeinderat Volker Brock aus – das ist mehr als das Siebenfache des gesamten Stroms, den die vor wenigen Tagen eingeweihte Fotovoltaikanlage auf der Rumold-Sporthalle erzeugt. Er warb dafür, den Beschluss noch zu vertagen, um die Bedenken weiter zu prüfen: „Die energetische Betrachtung im Gutachten ist noch nicht sehr ausführlich.“ Die Mehrheit der Gemeinderäte wollte aber nicht weiter abwarten. Gutachter Johann Flohr rechnete vor, dass der Stromverbrauch insgesamt nur wenig steigt, weil die Gemeinde durch die Aufgabe der Kläranlage Haldenbach auch sehr viel Strom sparen kann. Über den Beschluss gegen zwei Stimmen und vier Enthaltungen aus der CDU zeigte sich Dieter Binder (UFW) „sehr glücklich.“ Denn „ein alter UFW-Wunsch wird endlich Realität“.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 17.01.2009 / Text: Hans-Dieter Wolz

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen