Mrz 11 2006

Der Mann mit gespaltener Zunge

Veröffentlicht von um 13:04 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitungvom 11.03.2006

Es kommentiert: Hans-Joachim Schechinger

Vorsicht: Stefan Altenberger, der Doppelzüngige. CDU-Mann Jochen Alber hat dem Kernener Rathauschef im Gemeinderat – ohne es zu wissen – die Maske der verführten Unschuld geraubt.

Dem Artikelschreiber, der auch diese Zeilen hier verantwortet, gab der Kernener Bürgermeister am Dienstag detailliert Auskunft über die Vision Altenheim in Stetten. Altenberger selbst hatte die Anfrage der WKZ provoziert – bei einem Lokaltermin vor Wochen im Stettener Kindergarten Kirchstraße. Da waren bei einem Pressetermin Risse im Mauerwerk zu besichtigen. Falls das Gebäude eines Tages baufällig würde und die Kinderzahlen es zuließen, könne er sich hier ein Altenheim vorstellen, gab Altenberger zu Protokoll. Das Baufenster werde aber vermutlich nicht ausreichen. Auf diese Bemerkung am Dienstag angesprochen, sprudelte es aus dem Schultes förmlich hervor. Der Mann gab all die Details preis, die tags darauf in der Zeitung standen.

Zu lesen stand dort auch, dass die Vision Stettener Altenheim Gegenstand einer nichtöffentlichen Ältestenratssitzung gewesen war. Diese Information, die von einem Außenstehenden stammte, als Indiskretion zu geißeln, wäre schon deshalb falsch, weil der Hinweis auf eine nichtöffentliche Sitzung kein Geheimnisverrat ist. Was hinter verschlossener Tür aber verhandelt wurde, die nichtöffentliche Substanz, plauderte der Schultes höchstpersönlich aus – im sicheren Wissen, dass ein Zeitungsbericht folgen würde. Altenberger verriet den zweiten denkbaren Standort fürs Altenheim: Frauenländerstraße. Schuld haben nun aber andere – meint der Rathauschef.

CDU-Mann Jochen Alber zeigte sich in der Ratssitzung am Donnerstag „irritiert“, dass da „Internes aus dem Ältestenrat in der WKZ zu lesen war“. Verabredet sei doch gewesen, zuerst das Gremium zu informieren. „Sie wurden da mit Details zitiert . . .“ Altenberger, in Verlegenheit: „Wenn ich mit bestimmten Dingen konfrontiert werde, dann kann ich nicht anders. Ich war selber überrascht: Wo kommt das schon wieder her?“ Konfrontiert worden ist Altenberger in Wahrheit mit seinen eigenen Worten, weil der Redakteur, der dafür bezahlt wird, nachzuhaken, Altenbergers Visionen zum Stettener Kindergarten nicht vergessen hatte. Abgesehen von legitimen Meinungsäußerungen Stettener Gemeinderäte zu einem Thema, das Altenberger erst publik gemacht hatte, wusste der Redakteur über den Stand nichtöffentlicher Beratung bis dato gar nichts. Beim Schultes freilich brachen publikumswirksam die Dämme.

Er könne, gab Altenberger im Gemeinderat seinem Dauer-Kontrahenten Alber nun zu verstehen, dessen Kritik nur teilen. „Das muss vorher schon an die Presse weitergeleitet worden sein. . . . Es wäre schön, wenn man ein Thema intern weiterverfolgen könnte.“ So wälzt man Verantwortung ab und schiebt scheinheilig anderen die Schuld in die Schuhe. Altenberger, von der WKZ auf seine vor Wochen leichthin hingeworfene Vision angesprochen, sprudelte am Telefon wie ein warmer Quell. Und wirft nun einen Schatten auf andere. Kein guter Stil.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 11.03.2006 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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