Mrz 30 2017

Fasziniert von Israel

Veröffentlicht von um 18:00 unter Pressespiegel

Der Kernener Benjamin Treiber lernte Land und Leute mit seiner Freundin Jasmine Kiening auf unkonventionelle Art kennen

Dass Israelis, deren Städte unter Raketenbeschuss aus Gaza stehen und für die Terroranschläge zum Alltag gehören, sich trotz allem ihre Lebensfreude nicht nehmen lassen, hat den Stettener CDU-Gemeinderat Benjamin Treiber bei einer Rundreise stark beeindruckt. Er und seine Freundin waren mit dem Leihauto auf eigene Faust unterwegs, sie übernachteten in einfachen Hostels. Kontakt mit Israelis: kein Problem, vor allem, wenn’s um Fußball ging.

Ein „wunderschöner Urlaub in Israel“, sagt Benjamin Treiber (24). Angst vor Terror hatten er und seine Freundin Jasmine Kiening (22) nie. So irritierend und lästig für Europäer die Kontrollen, die Präsenz israelischen Militärs auf den Straßen und die allgegenwärtige Kameraüberwachung sind, so sehr verbürgten diese Vorkehrungen eben Schutz und Sicherheit in einer „Extremsituation“, findet der Kernener Gemeinderat. Dazu zähle auch die Schutzmauer zur Westbank. Viele Deutsche, die inmitten von Europa von Freunden umgeben in sicheren Grenzen leben, täten sich schwer, die sicherheitspolitischen Folgen zu akzeptieren, wenn ein Staat wie Israel im Pulverfass Nahost von feindlichen Nachbarn umringt ist. Das Ergebnis seien dann oft wirklichkeitsfremde, arrogante Ratschläge.

Spannende Autorenlesung mit Wolfgang Büscher

Deshalb liebt der Stettener Politikstudent das Buch „Ein Frühling in Jerusalem“ von Wolfgang Büscher so sehr, eine Liebeserklärung an diese faszinierende, von Synagogen, Kirchen und Moscheen geprägten Stadt. In Jerusalem, wo der Katholik Benjamin Treiber mit seiner protestantischen Freundin Jasmine Kiening, die evangelische Theologie fürs Lehramt studiert, nicht nur die Grabeskirche, die Klagemauer und den Tempelberg besuchte, verbrachte das Paar aus dem Remstal die meiste Zeit. Eine Autorenlesung von Wolfgang Büscher inklusive. „Mir gefiel, dass Büscher Jerusalem mit viel Wohlwollen beschreibt, trotz schlimmer Geschichten. Er ist keiner, der therapieren oder den Patienten beim Psychologen auf die Bank legen will. Keiner, der mit Lösungsansätzen aus deutscher oder europäischer Sicht kommt.“ Überhaupt: In Europa höre man zu Israel sehr viel über Konflikte, über Terror. Kaum werde über die schönen Seiten berichtet. „Was wir dort erlebt haben, hat kaum etwas zu tun mit dem, was wir hier hören“, sagt Benjamin Treiber. „Ich habe das Gefühl, dass über kaum ein Land so viel Negatives zu hören ist und dass bei Israel oft andere Maßstäbe angelegt werden. Das gefällt mir eben an Wolfgang Büscher, dass er Israel nicht als Patienten behandelt.“

Und trotzdem holte das Paar, das zwischen den Golanhöhen und Eilat nicht nur auf den Spuren seines christlichen Glaubens unterwegs war, sondern bei Begegnungen mit aufgeschlossenen, neugierigen Jüdinnen und Juden seines Alters ins Gespräch kam, der kriegerische Alltag ein. Am Tag seiner Ankunft auf dem Tel Aviver Flughafen Ben Gurion, wo das Paar seine 14-tägige Tour im geliehenen blauen Corsa startete, erlebten die zwei, wie es im Himmel über ihnen hell aufblitzte. Für die Menschen im Heiligen Land ist der Alarm zur Routine geworden: Der israelische Raketenabwehrschirm Iron Drone fing eine auf Tel Aviv abgefeuerte Kassam-Rakete der islamistischen Hamas im Gaza-Streifen ab. Seit Abzug des israelischen Militärs 2006 müssen sie mit dieser Bedrohung leben.

„Die Religion spielt in Jerusalem für alle Menschen eine Rolle“

Es war für die zwei Christen eine Reise durchs „Heilige Land“. Sie wollten sich aber keiner der üblichen biblischen Reisegruppen anschließen, „weil da weniger unsere Altersgruppe dabei ist.“ Benjamin Treiber wurde in eine ökumenische Familie hineingeboren: der Vater praktizierender Katholik, die Mutter evangelische Kirchengemeinderätin. Vor diesem Hintergrund war eben nicht nur Jerusalem „eine ganz besondere Stadt, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Religion spielt da ja für alle Menschen eine Rolle.“ Auf dem oft kurzfristig geänderten Reiseplan standen auch das Jordanufer, Bethlehem, der See Genezareth, Nazareth. In der dortigen Verkündigungskirche feierte das Paar eine „wunderschöne Messe. Meine Freundin ist als Lektorin eingesprungen“, erzählt Treiber. „Sie brauchten jemanden, der Deutsch spricht.“

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