Nov 29 2016

Der Tag danach

Veröffentlicht von um 22:23 unter Pressespiegel

Waiblinger Kreiszeitung vom 29.11.2016 / Text: Liviana Jansen

Nach dem klaren Nein der Kernener zum Schlaich-Steg: Katerstimmung im Rathaus und Freude unter den Gegnern

Einen Tag nach der Abstimmung scheiden sich in Kernen die Geister: Die einen sind der Meinung, Stetten habe eine große Chance vertan, die anderen sind froh, dass der geplante Schlaich-Steg nicht gebaut wird. Einige sagen, die Abstimmung sei ein verdienter Denkzettel für Gemeinderat und Verwaltung. Doch alle sind sich einig: Es muss nun gemeinsam weitergehen. Bei der Verwaltung herrscht am Tag nach der großen Abstimmung fast ein wenig Katerstimmung. Bauamtsleiter Horst Schaal gibt seine Enttäuschung zu: „Wir hätten mit dem Steg wirklich ein Alleinstellungsmerkmal gehabt.“ Aber das Konzept habe ganz klar den Standort Sieben Linden beinhaltet. „Dass da nun ein Mosaikstein rausgebrochen ist, tut weh“, ergänzt er. Er habe sich für die Sache verkämpft, ebenso wie das Team des Planungsbüros sehr viel Herzblut hineingesteckt. Eine so deutliche Absage an den Schlaich-Steg hatte er nicht erwartet: „Im Vorfeld hatten wir ein ganz gutes Gefühl.“ Allerdings habe er auch eine gewisse Oberflächlichkeit festgestellt. Diese Einschätzung teilt auch Bürgermeister Stefan Altenberger. „Die Leute haben sich nicht wirklich dafür interessiert, wie filigran und mit welch kleinem Eingriff in die Natur dieser Steg zu realisieren wäre“, sagt er. Vielmehr sei die Stimmung von vornherein gewesen: „Wir wollen das nicht.“

Als eine vertane Chance für Stetten bezeichnen die Fraktionsvorsitzenden Andreas Wersch (CDU), Hans Dietzel (UFW) und Hans-Peter Kirgis (SPD) die Ablehnung des Aussichtssteges. Die Entscheidung der Bürger wolle man aber selbstverständlich akzeptieren. Allerdings: „Ich weiß nicht, ob in der Diskussion wirklich immer die Sachargumente im Vordergrund standen“, sagt Wersch. Auch Erich Ehrlich von der SPD-Fraktion ist skeptisch. Plötzlich seien die Sieben Linden zu einem wichtigen Naturdenkmal hochstilisiert worden. „Da haben früher auch schon Feuerwerke oder Hocketse stattgefunden, das hat auch niemanden interessiert.“

Dass es bei der Abstimmung nicht nur um den Steg gegangen sein könnte, ist auch im Lager der Gegner eine verbreitete Meinung – allerdings wird dieser Umstand hier positiv gewertet. „Das Ergebnis ist eine Ohrfeige für das Vorgehen des Kernener Gemeinderats, ein Denkzettel“, ist Christof Leibbrand (OGL) überzeugt. Der Kontakt zur Bevölkerung sei abgerissen, die großen Fraktionen benähmen sich allzu oft „wie die Könige“. Da sei es nur natürlich, dass der Wähler irgendwann sage: „So geht’s nicht weiter.“ Diese „Machtfrage“ sieht auch die PFB-Fraktion im Kern der Abstimmung. Nun müsse in Gemeinderat und Verwaltung ein Nachdenken einsetzen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Diskussion soll wieder sachlich werden

Ganz so drastisch formuliert es Andrea Höchstädter vom BUND nicht, doch auch sie gibt zu: „Die Entscheidung war sicherlich eine Mischung aus Steg und Basisdemokratie.“ Wichtig sei, dass die Entscheidung von den Bürgern getroffen worden ist – dass diese so deutlich ausgefallen ist, wertet sie positiv. Jetzt müsse wieder auf der Sachebene diskutiert werden: „Wir müssen ja in Kernen miteinander weiterleben und ich möchte auch jemandem, der den Steg gerne gehabt hätte, zur Begrüßung weiterhin die Hand schütteln können“, so Höchstädter. Und es sei nun an der Zeit, sich mit den anderen Gartenschauprojekten, wie beispielsweise der Sanierung der Yburg und ihrer Umgebung, zu beschäftigen.

In diesem Punkt sind sich alle einig: Die Entscheidung ist getroffen, nun muss es weitergehen. „Wir werden jetzt mal ein paar Tage durchschnaufen, dann machen wir weiter“, sagt Bauamtsleiter Schaal. In Rommelshausen sei ja bereits einiges gebaut worden, Stetten habe bis zur Gartenschau noch Nachholbedarf. Neben der Sanierung der Klosterstraße und des Burgsteigs stünden nun Gespräche mit der Diakonie über die Neugestaltung des Schlossparks an. „Auch wenn’s momentan noch schwerfällt, wir lassen uns nicht entmutigen“, betont er.

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